Stable URL(for citation): http://www.eth.mpg.de/subsites/schlee_tagebuch/trip_02/index.html

>Max Planck Institute for Social Anthropology
Max Planck Institute for Social Anthropology

Günther Schlee 2008

Impressum
Datenschutzhinweis

Addis Abeba

Gestern Lunch mit Christiane, die über religiöse Identität and Konversion von Nuer an unserem Institut promoviert (siehe inzwischen Falge 2006). Sie kam mit Julia, ihrer Feldassistantin, und einer Sandra, der Assistentin eines ehemaligen Studenten von mir, Markus, der inzwischen hier bei der GTZ arbeitet. Christiane wohnt zurzeit im Haus von Sandra.

HIV / AIDS. Christiane erzählt von einem jungen Mann in Gambella, der ein Mädchen heiraten wollte. Die Brauteltern verlangten, dass er sich einem HIV-Test unterziehe. Dieser fiel positiv aus. Der junge Mann reagierte mit Selbstmord.

Solche Fälle von Selbstmord seien in Gambella recht häufig. Viele unterziehen sich aus Angst vor der Wahrheit einem HIV-Test lieber nicht, wenn sie nicht, wie in obigem Fall, dazu gezwungen sind.

Anywaa, Migration. Der MuBr von Julia ist in Kanada. Er war Geografie-Lehrer in Gambella und später in Debre Zeyit (Debre Zeyt auf den beigefügten Karten). Dort ging Julia auch zwei Jahre lang zur Primarschule und wohnte in diesem Zeitraum bei ihm. Jetzt ist er in den 30ern. Es handelt sich um einen jüngeren Halbbruder von Julias Mutter, Sohn einer Mitfrau von Julias MuMu.

Heute Vormittag sucht Julia eine Nachbarschaft von Anywaa hier in Addis Abeba auf. Eine Frau betreibt dort eine Art Telefondienst. Julia möchte für 10 Birr die Minute mit ihrem MuBr in Kanada telefonieren.

Ihr Bruder Uchang, den ich im Februar kennen gelernt habe, ist jetzt in Nairobi. Er hatte die High School abgeschlossen, aber außer Gelegenheitsjobs, wie dem bei Dereje, keine Arbeit gefunden. Er wohnt dort bei Leuten, ebenfalls Anywaa, die er in Pichalá auf der sudanesischen Seite der Grenze kennen gelernt hat, und die jetzt in Nairobi an einer School of Theology studieren. Diese Leute sind Julia als Presbyterier bekannt. Welche Kirche das Predigerseminar trägt, ist Julia jedoch nicht bekannt.

Julia wäre es lieber gewesen, Uchang wäre in Gambella geblieben, auch wenn er nichts zum Einkommen des Haushaltes beigesteuert hätte. Er hat sich nützlich gemacht. Wenn ihre kleinen Töchter krank waren, war er es, der sie zur Gesundheitsstation brachte. Sie hat eine Telefonnummer, unter der er zu erreichen wäre. Telefonate nach Kenia kann sie sich jedoch nicht leisten.