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>Max Planck Institute for Social Anthropology
Max Planck Institute for Social Anthropology

Günther Schlee 2008

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Am Morgen Marktszenen fotografiert. Nach ihren Erfahrungen in Addis Abeba hatte Christiane aggressive Reaktionen befürchtet, aber ich habe kaum Schwierigkeiten gehabt. Die Bauern und anderen Verkäufer waren ausnahmslos nett. Nur aus einer Gruppe untätig herumstehender junger Männer am Rande des Marktes protestierte einer über mein Fotografieren. Als ich ihm einfach challis! – "Halt den Mund!" zurief, lachten die Marktbesucher. Ich fotografierte weiter einige Lasttiere. Der Mann protestierte erneut, worauf ich ihn fragte, ob die Esel denn alle ihm gehörten. Wieder hatte ich die Lacher auf meiner Seite. Der positive Überraschungseffekt kommt mir natürlich zunutze, denn bei einem Europäer geht man ja nicht ohne weiteres davon aus, dass er Oromo spricht.

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Getinet hat bei der Tankstelle einen Bekannten namens Tesfaye getroffen. Mit diesem Bekannten essen wir zu Mittag. Dann die Rückfahrt nach Gambella. Auf der Fahrt sehen wir die Wassermühle wieder, die ich im Februar fotografiert habe, und ich markiere den Ort mit GPS (waypoint 035).

Zurück in Gambella bringt Christiane in Erfahrung, dass es auch hier einige Anfillo gibt, darunter den Fahrer von ACORD und einen Kellner im Ethiopia Hotel. Die geben sich aber als Oromo aus. Das ist ja kein direkter Widerspruch zum Zensus-Report für den Oromia Regional State (siehe Federal Democratic Republic of Ethiopia, Central Statistical Authority, Office of the Population and Housing Census Commission, 1996/1998]), nach dem die Zahl derer, die "Maogna" als ihre Sprache angeben, in ganz Äthiopien kaum höher ist als in Anfillo. Dies besagt ja nur, dass außerhalb von Anfillo wenige Leute Mao als ihre Sprache angeben. Das schließt die gelegentliche Präsenz von Leuten von Mao-Ursprung, die eine andere Sprache als Mao als die ihre angeben, ja in keiner Weise aus.